Zaunkönig

Troglodytes troglodytes

Ruf des Zaunkönig - Hier abspielen! (www.tierstimmen.de)

Zaunkönig auf Steinmauer | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

Volkstümliche Namen
Ein König war der Vogel schon in alten Fabeln. Dass er zwischen Zäunen herumschlüpft, wird erst in den Märchen der Brüder Grimm erwähnt. Die meisten regionalen Bezeichnungen nehmen auf sein Biotop Bezug: Zaunschloiferl, Zaunschlupferl, Zaunschliefer, aber auch Kinicherl oder Kinigl.

Name
Der heimische Zaunkönig, wissenschaftlich Troglodytes troglodytes, ist ein Vertreter der gleichnamigen Familie der »Zaunkönige«, zu der weltweit etwa 60 Arten zählen. Fast ausnahmslos leben die Verwandten unseres Zaunkönigs in der Neuen Welt und dort vornehmlich im tropischen Mittel- und Südamerika. Einzig der bei uns vorkommende Zaunkönig hat seinen Lebensraum von Nordamerika westwärts über die gesamte paläarktische Region des Erdballs ausgedehnt. Sein Name geht auf das griechische Wort »troglodyt«, Höhlenbewohner, zurück und ist eigentlich etwas irreführend, denn Zaunkönige bewohnen nur selten Höhlen. Andere regionale Bezeichnungen wie »Mäusekönig« oder »Zaunschlüpfer« beziehen sich auf die winzige Gestalt und die Lebensweise des kleinen Vogels.

Kennzeichen
Der Zaunkönig zählt mit seiner Größe von 9-10,5 cm zu den kleinsten Vögeln Europas, nur das Goldhähnchen unterbietet ihn hierzulande noch in dieser Kategorie. Gerade einmal zehn Gramm wiegt der Vogel. Sein rostbraun gebändertes Gefieder macht ihn auch nicht gerade auffälliger, sondern sorgt im Gegenteil für eine perfekte Tarnung im Unterholz. Charakteristisch ist sein steil aufgerichteter Schwanz. Männchen und Weibchen sind beim Zaunkönig gleich gefärbt. Sein spitzer und leicht gebogener Schnabel kennzeichnet ihn als typischen Insektenfresser. Mit seinen kurzen Flügel gilt der Zaunkönig als schlechter Flieger, der sich stattdessen vorwiegend hüpfend im Gebüsch fortbewegt.

Was dem Zaunkönig an äußerer Pracht fehlen mag, macht er mit seinem laut schmetternden, unverwechselbaren Gesang wett. Das singende Männchen erreicht trotz seiner geringen Größe eine Lautstärke von bis zu 90 Dezibel und sein Gesang ist auf einer Distanz von bis zu 500 Metern zu hören. In der Brutzeit beginnt der »königliche Gesang« um kurz nach vier Uhr in der Früh und endet erst am späten Abend. Bei einer vollständigen vier bis fünf Sekunden dauernden Zaunkönig-Strophe unterscheiden Vogelkundler die Bestandteile »Einleitung - Schmettertour - Zwischentöne - Schmettertour - Zwischentöne - Roller«. Bei verschiedenen Anlässen meldet sich der Zaunkönig auch mit einem kurzen »Tik-Laut« und bei Erregung erklingt ein Ruf, der phonetisch beschrieben etwa wie »zerrr« klingt.

Vorkommen
Der Zaunkönig kommt nahezu weltweit vor. In Europa, insbesondere auf Inseln wie Island, Färöer oder Korsika gibt es jeweils Unterarten, die sich äußerlich unterscheiden. In Mitteleuropa ist der Zaunkönig vorwiegend ein so genannter Standvogel. Auf der Suche nach günstigem Nahrungsangebot verlassen allerdings viele Vögel ihre Sommerreviere und streifen umher oder überwintern in der Nähe großer Gewässer.

Nahrung
Der Zaunkönig ernährt sich ausschließlich von tierischer Nahrung: Spinnen, Weberknechte, Motten, Fliegen und andere Insekten sowie deren Eier und Larven stehen auf seinem Speiseplan. Seine Beute sucht vor allem in Bodennähe, im Wurzelwerk und Reisig. Sein kleiner, spitzer Schnabel erlaubt ihm bei der Nahrungssuche auch in kleinste Ritzen und Fugen vorzudringen. Selbst im Winter stellt er Insekten und Larven nach. Da sich dies in der kalten Jahreszeit reichlich mühsam gestalten kann, streifen zahlreiche Tiere auf der Suche nach geeigneten Nahrungsplätzen umher.

Brutverhalten
Das Zaunkönigmännchen baut zumeist mehrere kugelförmige Nester, von denen sich das Weibchen das geeignetste Werk aussuchen darf. Sie richtet die zukünftige »Kinderstube« dann mit dem richtigen, ausgepolsterten Innenleben aus Moos, Federn, oder Haaren ein. Oft liegen die Zaunkönignester in Wurzeltellern umgestürzter Bäume oder in ausgewaschenen Wurzelstöcken an Bachufern, manchmal findet man sie auch zwischen Holzbalken und selbst in ausgedienten Konservendosen.

Einmal im Jahr zwischen Ende April und Anfang Mai legt die »Zaunkönigin« fünf bis acht winzige Eier. Zaunkönig-Eier wiegen weniger als 1,4 Gramm und sind gerade einmal 17 mal 12,5 Millimeter groß. Das Brutgeschäft, das zwischen 14 und 18 Tagen dauert, übernimmt allein das Weibchen. Nachdem die Jungen 10 bis 12 Tage lang im Nest gefüttert wurden, verlassen sie gemeinsam das Nest und bleiben noch einige Zeit als Familienverband zusammen.

Bestandsentwicklung
Der Zaunkönig gehört in Europa zu den häufigsten Vogelarten. Die Liste der Brutvögel Deutschlands führt den Zaunkönig mit 1,5 bis 2,2 Millionen Brutpaaren. Im Gegensatz zu anderen Vogelarten helfen die üblichen Berechnungen und Angaben zur Siedlungsdichte beim Zaunkönig nicht viel weiter. Sein Vorkommen hat vielfach einen linearen Charakter entlang von Bächen und Flüssen. Der Bestand des Zaunkönigs ist stark vom Winterwetter abhängig. Lange Frost- und Schneeperioden können den Bestand deutlich dezimieren. Dieser erholt sich aber meist innerhalb weniger Jahre, und abgesehen von diesen klimabedingten Schwankungen gilt der Bestand des Zaunkönigs hierzulande als stabil.

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes); Unterordnung: Singvögel (Passeri); Familie: Zaunkönige (Troglodytidae); Gattung: Troglodytes; Art: Zaunkönig (Troglodytes troglodytes).

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